.Wie aus einer Informationsvorlage (2024/118) hervorgeht, steht nun doch die Reaktivierung des „Flexo”, ein Bedarfsbusverkehr, im Raum, der nach einer Testphase am 30.06.2023 angeblich mangels Nachfrage, wie es vom Regionalverband Großraum Braunschweig (RGB) damals hieß, eingestellt wurde.
Umso erstaunlicher ist jetzt, dass offenbar über die Abteilung Nahverkehr inzwischen doch eine Rückbesinnung stattfindet und man nun doch den „Flexo” im Bereich Burgdorf/Baddeckenstedt erneut einführen will. Man hat offenbar selbst gemerkt, dass die ÖPNV-Versorgung ohne den „Flexo” weiterhin unterirdisch ist und auch keinesfalls den Anforderungen des Nahverkehrsplans, geschweige denn zumindest einem Standard-Mindestangebot beim ÖPNV entspricht.
In der Informationsvorlage heißt es:
„Für das Teilnetz 61, das die Region der Samtgemeinde Baddeckenstedt umfasst, wurde die wettbewerbliche Vergabe zum Betrieb des ÖSPV-Angebotes gestartet. In diesem Raum gibt es außerhalb des schulisch bedingten Verkehrs kaum innergemeindliche ÖSPV-Verbindungen sowie Anbindungen zu den Regionalzügen an den Bahnhof in Baddeckenstedt oder dort zur RegioBus-Linie 660 Richtung Salzgitter-Bad. Ein Wochenendangebot fehlt gänzlich. Das Angebot in den Ferienzeiten ist sehr reduziert, Verkehrsbeziehungen zum benachbarten Oberzentrum Salzgitter werden nur unzureichend angeboten. Diese Defizite werden auch im Nahverkehrsplan 2020 benannt und deren Behebung als Entwicklungsziele aufgezeigt.
Zur Verbesserung der lokalen Erreichbarkeit von Zielen innerhalb der Samtgemeinde und zur Stärkung der Verbindungsqualität nach Salzgitter-Lebenstedt soll – in Abstimmung mit dem Landkreis Wolfenbüttel und der Samtgemeinde – das nicht fahrplangebundene flexo-Angebot in den Gemeinden Burgdorf und Baddeckenstedt eingeführt werden. Das Gebiet flexo Baddeckenstedt-Lebenstedt umfasst demzufolge alle Ortsteile in den Gemeinden Burgdorf und Baddeckenstedt der Samtgemeinde Baddeckenstedt sowie einzelne Haltepunkte in Salzgitter-Lebenstedt (z.B. Bahnhof Salzgitter-Lebenstedt und Fredenberg/Bosch). Die Haltepunkte in Lebenstedt sind ausschließlich als Ziel- und Einstiegsorte, sog. Satelliten, für Fahrgäste aus den Gemeinden Burgdorf und Baddeckenstedt vorgesehen. Eine Innerortsbedienung in Lebenstedt erfolgt nicht.
Das flexo-Angebot wird als vollwertiger Teil des ÖPNV in die Beförderungsbedingungen und Tarifbestimmungen der Verkehrsverbund Region Braunschweig GmbH (VRB) eingebunden. Die erforderliche Buchungs- und Dispositionssoftware, die der Regionalverband auch für alle anderen flexo-Verkehre im Großraum Braunschweig zur Verfügung stellt, kommt auch für dieses Angebot zum Einsatz. Das Angebot wird mit einem barrierefreien 8‑Sitzer-Kleinbus betrieben. Dieser wird aus dem Fahrzeugpool der RGB GmbH gestellt.
Das flexo-Angebot Baddeckenstedt – Lebenstedt ergänzt und ersetzt z.T. die Linienverkehre im Teilnetz 61. Nicht schulisch bedingte Fahrten und Anrufsammelfahrten auf der Linie 658 (Berel – Groß Elbe) werden durch das flexo-Angebot ersetzt. Zur Angleichung der Bedienungszeiträume der Linien in der Samtgemeinde Baddeckenstedt werden einzelne sehr schwach nachgefragte Fahrten auch auf den Linien 656/660 (Baddeckenstedt – Salzgitter-Bad) reduziert.
Das dargestellte flexo-Angebot Baddeckenstedt – Lebenstedt ist Bestandteil der wettbewerblichen Ausschreibung für das Teilnetz 61, es handelt sich daher nicht um eine pilothafte Einführung. Mit dem Betrieb soll das Verkehrsunternehmen beauftragt werden, welches den Zuschlag für diese Ausschreibung erhält. Die Betriebsaufnahme für das Teilnetz 61 und damit auch für das flexo-Angebot ist für den 10.08.2025 vorgesehen.
Die Laufzeit des öffentlichen Dienstleistungsauftrags erstreckt sich vom 10.08.2025 bis zum 31.12.2031. Die dargestellten Anpassungen des Bedienungsangebotes erfolgen mit Blick auf die Rücknahme von Linienverkehren kostenneutral.
Der Regionalverband wird im Rahmen der „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen für klimaschonende und umweltfreundlichere Fahrzeuge sowie nachhaltige Mobilitätsangebote im öffentlichen Personennahverkehr (Flexible Bedienformen)“ Fördergelder bei der NBank aus dem EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) beantragen, um das flexo-Bedienungskonzept unabhängig von der Langfristfinanzierung zusätzlich mit Fördermitteln unterstützt zu bekommen. Die zur Förderung beantragten Gesamtkosten des Vorhabens betragen im voraussichtlichen Förderzeitraum (10.08.2025 – 09.08.2028) rund 740.000 Euro. Bei einem Fördersatz in Höhe von 52% entspricht dies einer voraussichtlichen Fördersumme von ca. 385.000 Euro, eine finanzielle Beteiligung des Regionalverbandes ist diesbezüglich nicht vorgesehen. Ein neuer Refinanzierungsvertrag mit Gültigkeit ab dem 10.08.2025 für das Teilnetz 61 Baddeckenstedt wird im Vorfeld zwischen Regionalverband und Landkreis Wolfenbüttel geschlossen”.
Die Wiedereinführung des Flexo folgt damit teilweise dem Konzept, das von Gerhard Schrader, Mitglied im Gemeinderat von Baddeckenstedt (Die Linke) erarbeitet wurde und vom Gemeinderat Baddeckenstedt und Burgdorf umgesetzt wird. Es wurde mehrfach darüber berichtet.
Allerdings steht hier auch eine Angebotsreduzierung bei der Regionalbuslinie 660 (Salzgitter Bad – Baddeckenstedt) im Raum. Zumindest werden aber die Gemeinde Baddeckenstedt, Burgdorf und Groß Elbe an Salzgitter-Lebenstedt angebunden.
Bleibt abzuwarten, was bei dieser Umstrukturierung – bzw. „Umschichtung” – letztlich herauskommt. Bleibt zu hoffen, dass den Bürgerinnen und Bürgern in diesem vom Regionalverband bisher in unverantwortlicher Weise vernachlässigtem VRB-Gebiet rund um Baddeckenstedt nun endlich ein annehmbares Angebot im ÖPNV bereitgestellt wird. Inwieweit die potenziellen Fahrgäste, die man im letzten Jahr durch leichtfertige Dummheit vergrault hat, erneut gewillt sind, sich nochmals auf Experimente einzulassen, bleibt abzuwarten. Denn auch wenn jetzt nicht mehr von einem „Probebetrieb” gesprochen wird, ist doch bekannt, dass der Regionalverband Braunschweig immer ganz schnell den Stecker zieht, wenn das investierte Geld nicht wieder hereinkommt. Den Grundsatz, dass ÖPNV eine Daseinsvorsorge und kein Profitgeschäft ist, hört man bekanntermaßen weder beim RGB, noch bei der lokalen Verwaltung und Politik gern.
Quelle: Regionalverband Großraum Braunschweig