Im Jahre 1022 wird in der Stiftungsurkunde des Hildesheimer Michaelisklosters erstmals der Ort“Linnethe“ genannt. Ob es sich hierbei um Westerlinde oder Osterlinde handelt, ist nicht bekannt. 1187 besaß ein Konrad von Linnethe hier ein freies Erbgut von fünf Hufen. Diese Familie starb mit Jost von Linde (Linnethe) imJahre 1553 aus. 1479 nannte man den Ort Kerklinde, 1480 hieß er dann – als Unterscheidung zu Osterlinde – zum ersten Male Westerlinde.
Außer dem Michaeliskloster und der Familie Linnethe – Linde – besaßen in Westerlinde auch die Familien von Hagen und von Saldern Ländereien. 1273 kamen drei Hufen, die zuvor Hildesheimer Lehen derer von Hagen gewesen waren, an das Kloster Dorstadt und vier Hufen der
Grafen von Wohldenberg gelangten 1296 an Hildesheim.
Im Jahre 1539 zählte man im Ort, der zum Amt Lichtenberg gehörte, in 18 Wohnhäusern 94 Einwohner. 1548 gab es im Dorf den Pfarrhof, vier Meierhöfe und 12 Kotsassen (Kleinbauern). 1573 wohnten in 16 Häusern 93 Menschen. 1632 – mitten im Dreißigjährigen Krieg – hatte Westerlinde 83 Einwohner. Sechs Jahre zuvor hatten 1626 kaiserliche Truppen im Dorf gehaust. So wohnte beispielsweise ein General im Pfarrhaus, während es sich eine Menge Offiziere in der Kirche bequem machte. Kurz vor
ihrem Abmarsch steckten die Soldaten das Dorf in Brand, lediglich die Kirche blieb vor den Flammen verschont.
15 Jahre nach Kriegsende lebten 1663 in dem inzwischen wieder aufgebauten Dorf 72 Männer, Frauen und Kinder. Etwa ein Jahrhundert später werden in einem Register die Pfarre, vier Meierhöfe, 12 Kothöfe, sechs Brinksitzer, das Schulhaus und das Pfarrwitwenhaus aufgeführt.
1770 hatte sich die Einwohnerzahl Westerlindes gegenüber 1663 von 72 auf 152 mehr als verdoppelt. 1802 zählte man im Dorfe in 27 Wohnhäusern 200 Menschen, 1814 waren es 30 Häuser und 195 Einwohner und 1851 lebten in 31 Häusern 224 Dorfbewohner.
In den Jahren um 1840 erfolgte die Ablösung von Hand- und Spanndiensten und von etwa 1860 bis 1870 wurden die gemeinschaftlich genutzten Ländereien aufgeteilt.
1933 hatte Westerlinde 187 Bewohner, diese Zahl stieg bis zum 30. September 1998 auf 279. Mit dieser Einwohnerzahl ist Westerlinde der kleinste Ort der Gemeinde Burgdorf. Die Freiwillige Feuerwehr, die evangelische Frauenhilfe und der Schützenverein bieten diesen 279 Menschen die Möglichkeit, sich in ihrer Freizeit zu betätigen.
Wie viele Menschenleben die Fehden und Kriege vergangener Jahrhunderte in Westerlinde gefordert haben, ist nicht überliefert. Auf dem Ehrenmal neben der Kirche sind jedoch die Namen der Opfer beider Weltkriege verzeichnet. Im Ersten Weltkrieg starben zehn, im Zweiten Weltkrieg waren es 22 Männer aus Westerlinde, die nicht zurückkehrten.
Eine eigene Schule hatte Westerlinde bis 1976. Seither besuchen die Kinder des Ortes die Grundschule in Hohenassel, die Hauptschule mit Orientierungsstufe in Baddeckenstedt oder die weiterführenden Schulen benachbarter Städte.
Ein Pfarrer lässt sich in Westerlinde seit 1542 nachweisen. Ein neues Kirchengebäude entstand in den Jahren 1874 bis 1876. Am 26. März 1876 – dem Sonntag Lätare jenes Jahres – wurde die neue Kirche ihrer Bestimmung übergeben. Am Tage der Einweihung erklang auch zum ersten Male die von der Firma Engelhardt in Herzberg für 2.538 Mark angefertigte 15 Register-Orgel.
61 Jahre zuvor war gegenüber der Kirche die vor einigen Jahren neu gestaltete Pfarrscheune erbaut worden. Über dem Tor dieses Bauwerks ist im Fachwerkgebälk folgende Inschrift angebracht: “ Wir haben hir den bau volnfürt mit zwang und last Mit müh und viel beschwerden, im Jahr und Monat wo im Krig uns oben darein ein
mordrisch feind und ein Tirran, unsern Fridrich Wilhelm den helden Fürsten,
nebst unsern Kindern uns geraubt. Wester- und Osterlinde den 16ten Juni 1815 –
die Ortsvorsteher Löhr und Wolters. Mstr. H.H.“
Ein weiteres herausragendes Gebäude in Westerlinde ist das laut Inschrift über der Haustür von „CVRT MVMMEN“ und „ANNE MEYERS ANNO 1661“ erbaute älteste Wohnhaus des Ortes. Dieses Fachwerkhaus wurde in den Jahren 1990 bis 1995 von den jetzigen Besitzern, den Eheleuten Bock, unter Aufwendung erheblicher Mittel und großem Engagement nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten hervorragend renoviert.